von Thomas Rünker

Kirchenmusiker werben mit neuem Buch für moderne Psalm-Gesänge

Mit „Canticum Novum“ wollen Lothar Düsterhus, Stefan Glaser und Norbert Lepping das Singen der Antwortpsalmen in der katholischen Messe neu beleben. Buch ist Ergebnis eines ehrenamtlichen Pilotprojekts in der Gemeinde Herz-Jesu in Essen-Burgaltendorf.

Warme Jazz-Akkorde statt Kirchentonarten aus dem Mittelalter: Mit einem neuen Liederbuch möchten drei Musiker aus dem Bistum Essen dem Gesang der Psalm-Gebete und der Tradition der Kantorengesänge in katholischen Messen neue Aktualität verleihen. „Canticum Novum“ heißt das Buch, das Lothar Düsterhus, Norbert Lepping und Stefan Glaser jetzt herausgegeben haben, um den Gemeinden neue Lust aufs Psalmen-Singen zu machen.

Vorausgegangen ist dem leuchtend gelben Notenbuch dabei eine rund zehnjährige Pionierarbeit in der Gemeinde Herz-Jesu in Essen-Burgaltendorf, für die vor allem der ehrenamtliche Kirchenmusiker Düsterhus verantwortlich zeichnet. Er hat die Musik, die Ludger Molitor – seinerzeit Pastor der Gemeinde – von einem USA-Austausch mitgebracht hatte, mit den deutschen Texten der bis zu 2500 Jahre alten Gebete aus der Bibel verbunden. Zusammen mit dem Bischöflichen Kirchenmusikbeauftragten Glaser und dem passionierten Gitarrenspieler Lepping wurde das Werk auf Singbarkeit getestet, hier und da an der Musikalität gefeilt – und durch Gitarrengriffe ergänzt.

Fein gezupfte Gitarrenklänge sorgen für ungewohnt leichten Klang

Dabei ist die Gitarre nicht Pflicht für diese neue Form des Psalm-Gesangs – und doch sind es gerade deren fein gezupfte Klänge, die mit „Canticum Novum“ einen anderen, ungewohnt leichten Klang in die Kirche bringen. „Das Zuhören und Singen der Psalmen hat etwas sehr Meditatives“, sagt Glaser. „Da eignet sich die Gitarre sehr gut, weil der Ton verklingt.“ Ähnlich sei es beim Klavier. Anders als die bisherigen Psalm-Vertonungen seien die Versionen in „Canticum Novum“ wegen ihrer warmen, dem Jazz entlehnten Akkorde gerade auch für Gottesdienste mit moderner Kirchenmusik geeignet, so Glaser – egal ob es um Lieder aus dem Neuen Geistlichen Liedgut gehe oder um die „Praise & Worship“-Musik der Essener Pop-Kantoren. „Bislang wirkten die Psalmen da immer als Fremdkörper“, sagt Glaser.

Das im Wechsel zwischen Gemeinde und Organist gesungene Psalm-Gebet sei eigentlich fester Bestandteil jeder Messe, erklärt Glaser. „Der entsprechende Psalm ist an jedem Sonntag eigens auf den Inhalt der an diesem Tag vorgesehen Lesung aus dem Alten Testament abgestimmt.“ Doch weil die traditionellen Melodien oft wenig eingängig sind, werden die Psalmen vielfach gestrichen oder durch andere Gesänge ersetzt. „Das ist schade, denn durch die Psalmen werden die Gemeindemitglieder in das Geschehen der Lesung mit hineingenommen“, sagt Düsterhus. Es gehe dann bei der Lesung nicht mehr nur ums Hören, „sondern ums meditative Aufnehmen und Bestätigen“ des Bibeltextes. Während die Vorsänger – der Kantor oder die Kantorin – die einzelnen Psalm-Zeilen singen, stimmt die Gemeinde in einen Refrain ein. 132 verschiedene Refrains aus Amerika hat Düsterhus – wie auch die Psalm-Verse – für die deutsche Sprache adaptiert. Das reicht für jeden Sonn- und Feiertag der drei Lesejahre, die die katholische Kirche kennt. Im vierten Jahr beginnt das Programm dann wieder von vorn.

„Als unser damaliger Pastor Molitor in den USA die aus Kanada stammende Version dieser Kantorengesänge gehört hat, war er begeistert“, erzählt Düsterhus. Rasch fanden sich in Herz-Jesu ehrenamtliche Sängerinnen und Sänger, die bereit waren, die Texte vorzusingen. Und auch die angestellten Kirchenmusiker ließen sich darauf ein, diese Musik – auf der Orgel – zu begleiten.

Mit ihrem neuen Notenbuch setzen Düsterhus, Glaser und Lepping darauf, dass das Modell aus Essen Schule macht – gerade weil es insbesondere ehrenamtliche Gemeindemitglieder, die sich für Liturgie und Gesang interessieren, einlädt, sich aktiv in die Messfeier einzubringen. Neben Interesse braucht es dafür auch etwas Können, betonen die Herausgeber. Konkret: Stimmbildung bei den Kantoren und „etwas mehr Gitarren-Know-how als am Lagerfeuer üblich“, sagt Lepping mit einem Schmunzeln.

Je nach Bedarf bietet das Bistum für Gemeinden, die sich für das Kantorenprojekt interessieren, maßgeschneiderte Workshops an. Informationen gibt es bei Stefan Glaser. Das Gesangbuch „Canticum Novum“ ist im Bonifatiusverlag erschienen. Das Kantorenbuch mit allen Refrains und Versen sowie den Gitarrengriffen (244 Seiten, ISBN: 978-3-89710-706-9) kostet 34,90 Euro, das Buch mit den Kehrversen zu den Antwortpsalmen für den Gemeindegesang (32 Seiten, ISBN: 978-3-89710-705-2) kostet 3,90 Euro.

Drei Hörbeispiele aus "Canticum Novum"

(vorgetragen von Lothar Düsterhus (Kantorengesang), Norbert Lepping (Gitarre und Gesang) und Stefan Glaser (Gesang) - Psalm 66 ist passend für den kommenden Sonntag, 7. Juli 2019; in der Leseordnung der 14. Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres C)

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